Portrait: Anna-Teresa Reiter

THUS.agency. Den Namen muss man sich merken. Denn die Non-Profit-Agentur hat es sich zur Aufgabe gemacht, wohltätige Organisationen bei der Kommunikation zu unterstützen. Die Frau dahinter? Anna-Teresa Reiter. Die motivierte Gründerin hat es geschafft, Kreative um sich zu scharen, und ist gerade dabei, die soziale Szene zu revolutionieren. Grund genug für uns, sie zum Gespräch zu bitten. 

Die Kunst der Kommunikation nach außen

Dass Anna-Teresa Reiter einmal im Sozialen landet, ist wenig überraschend, wenn man sich ihren Werdegang ansieht. Denn was es bedeutet, in dem Bereich zu arbeiten, weiß sie ganz genau. Anna hat selbst eine NPO mitaufgebaut und war über drei Jahre beim Verein „Flucht nach vorn “. Dort hat jeder alles gemacht, wie sie uns berichtet. Schon damals war es ihr wichtig, Abläufe zu professionalisieren, und sie hat sich dadurch immer mehr mit der E-Medien- und Kommunikationsarbeit beschäftigt. Damals hätte man vielleicht schon voraussehen können, wo sie heute steht. Die Arbeit beim Kunst- und Kulturprojekt, bei dem sie mit minderjährigen Flüchtlingen gearbeitet hat, hat ihr nicht nur viel Freude gemacht, sondern auch viel Energie gekostet. „Das war für mich teilweise eine unbezahlte 70 Stunden Woche und die Arbeit hätte nie aufgehört. Ich weiß, wie es ist, wenn man eine kleine Initiative ist und an der Sache arbeitet. Da bleiben wenig Ressourcen für andere Sachen. Wenn man dann aber mal Geld machen oder zumindest möchte, dass das Projekt von selbst läuft, dann muss man halt an der Kommunikation nach außen arbeiten und sich mit Marketing beschäftigen. Den meisten Leuten fehlt es da einfach an Know-how oder an Kontakten“, berichtet sie von ihren eigenen Erfahrungen. Doch bevor sie die THUS.agency gründen konnte, warteten noch einige Herausforderungen und das viele Arbeiten forderte seinen Preis: Anna ist ins Burn-out geschlittert.

Du musst dein Ändern leben 

Da war für sie klar: Eine Veränderung muss her. Deswegen ist sie nach Indien geflogen, um eine Yogalehrerin-Ausbildung zu machen. Zurück in Wien war Anna dann bei der Caritas im Asylzentrum als Sozial-und Rechtsberaterin tätig. Doch auch bei der Caritas ist sie wieder an ihre Grenzen gestoßen, wie sie berichtet. Am Ende des Tages konnte sie dann doch nicht so helfen, wie sie das gerne wollte. „Das Frustrierendste ist, wenn man nichts tun kann, wenn einem die Hände gebunden sind“, erzählt sie reflektiert. Nach einer Bildungskarenz wollte sie dann doch etwas anderes und ist direkt in die Werbung gegangen: „Es war für mich allerdings klar, dass es auch das nicht für immer sein wird.“

„Ich wollte in die Mitte der Dinge und wusste, dass ich die beiden Seiten zusammenbringen möchte. Die Kommunikation auf der einen und die soziale Arbeit auf der anderen Seite.“ 

Die Erleuchtung in Indien 

Antworten findet man oft mit einer gewissen Distanz, deswegen hieß es für Anna wieder: ab nach Indien. „Ich bin dann in einem Meditationskloster draufgekommen: Ich wollte in die Mitte der Dinge und wusste, dass ich die beiden Seiten zusammenbringen möchte. Die Kommunikation auf der einen und die soziale Arbeit auf der anderen Seite. Da musste also etwas neues gestartet werden“, erzählt sie von dem Moment. Nachdem sie dann ein Jahr wieder in die Werbebranche gegangen ist, gab es kein Halten mehr: Jetzt ist es soweit. „Ich mach das jetzt einfach“, erinnert sie sich an damals zurück. Und genau das hat sie getan.

Support für jene, die die Gesellschaft zusammenhalten 

Kurzerhand hat sich Anna dann beim Social Impact Award beworben. „Mit der Einreichung hat sich die Idee dann manifestiert. Ich habe mit vielen Menschen geredet – jede Person, die ich darauf angesprochen und gefragt habe, ob sie nicht Teil des Ganzen werden möchte, war dabei. Kreative Menschen aus der Kommunikationsbranche, aber genauso Soziolog:innen, Texterinnen und Psycholog:innen. Wir alle wollen mit unseren Fähigkeiten für soziale Initiativen und junge NPOs arbeiten“, erzählt sie von den ersten Schritten in ihrem Projekt. Die Idee ist schnell erklärt: Kreative aus den verschiedensten Bereichen unterstützen NPOs, Vereine und soziale Projekte dabei, ihre Kommunikation nach außen zu stärken. Das kann vom Anfertigen eines Logos bis hin zum Verfassen eines Pressetextes vieles sein – das Ziel ist aber immer dasselbe, denn durch einen verbesserten Auftritt wird auch die Aufmerksamkeit gefördert. „Es ist keine klassische Agentur, aber es sind doch Leute, die aus der Branche kommen. Vielleicht braucht es eine Agentur, die sich genau um die kümmert, die sonst zurückbleiben, weil sie keine finanziellen Ressourcen haben, aber denen unbedingt geholfen werden muss, weil sie unsere Gesellschaft am Ende zusammenhalten“, fasst Anna die Mission mit einem milden Lächeln zusammen.

Angebot und Nachfrage 

Wenn Anna über ihr Projekt und auch persönliche Herausforderungen redet, ist das immer erfrischend ehrlich und bodenständig. Mit einer sympathischen Sicherheit spricht sie auch über ihre Unsicherheiten und wie sie diese überwindet. Zum Beispiel damit, dass sie sich mit so vielen Menschen wie möglich über ihre Idee unterhält. „Man sieht oft den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. Es ist oft schwierig, in wenigen Sätzen herunterzubrechen, was wir selbst eigentlich tun. Da nochmal den Blick von außen, von einem Menschen, der in der Kommunikation arbeitet, der ein Gespür dafür hat, ist Goldes wert“, erklärt sie ihren Zugang. „Ich werde von beiden Seiten immer gefragt: Braucht es so etwas wirklich? Will das jemand? Ich wurde von den Kreativen und der Kommunikationsbranche gefragt: Interessiert es die überhaupt? Auf der anderen Seite sind die NPOs unfassbar ungläubig, dass es wirklich Menschen aus der Kreativbranche gibt, die sich für etwas freiwillig engagieren und etwas gratis machen würden“, erzählt sie über die ersten Gespräche, die sie mit den betroffenen Akteurinnen und Akteuren geführt hat. In ihrem Tun sieht sie auf jeden Fall auch einen gesellschaftspolitischen Auftrag. „Wenn man zeigt, was Menschen in unserer Gesellschaft bereits leisten, und auf der anderen Seite, wem bereits geholfen wird, da öffnet man vielen Menschen in der Gesellschaft die Augen.“ Genau das möchte sie am Ende des Tages tun. Dabei ist es ihr besonders wichtig, mit positiven Beispielen und Vorbildern zu arbeiten. Denn dann ist es nicht nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, sondern es werden viele Tropfen, davon ist sie überzeugt.

 

Jeder hilft genau da, wo er kann

Wichtig ist es Anna aufzuzeigen, dass nicht jeder Suppe ausschenken gehen muss, sondern in seinem Wirkungsbereich einen Beitrag leisten kann. „Es gibt bereits Expert:innen, lasst uns doch bitte diese auf ihrem Gebiet unterstützen und vielleicht ein Bewusstsein schaffen, wie wahnsinnig aufreibend ihre Arbeit ist und wie wertgeschätzt die eigentlich sein sollte“, sagt sie ernst. Wenn Anna über diese Themen spricht, dann merkt man sofort, dass diese Frau dafür Thema brennt und noch viel vorhat. Doch war es für sie immer schon klar, dass sie einmal im Sozialen landen wird? „Meine Mutter würde sagen, ich hatte immer schon einen ausgeprägten Sinn für Fairness und ein Interesse an unterschiedlichen Kulturen“, sagt sie lachend. Genau das hat Anna dahingehend beeinflusst, dass sie weiß, dass es kein Richtig oder Falsch, aber immer eine Million Möglichkeiten gibt, etwas zu machen. Und es existieren immer mehrere Blickwinkel auf ein und dieselbe Sache, wie sie uns versichert. Deswegen ist es ihr wichtig, immer das Gemeinsame zu finden und die Welten zu verbinden. „Meine persönliche Aufgabe in meinem Leben war es immer, diese Welten zu verbinden, das war mir immer das Wichtigste und Interessanteste.“

Mit viel Mut Neues erschaffen

Ob sie sich selbst mutig findet, wollen wir wissen. Die Antwort kommt wie aus der Pistole geschossen. „Ich finde es prinzipiell wahnsinnig mutig Projekte zu verwirklichen – bei allen Menschen. Es gibt nichts Intimeres, als mit seiner eigenen Idee rauszugehen. Man bietet so viel Angriffsfläche, es kann so schnell das Selbstbewusstsein ins Wanken bringen. Kreativität kommt aus Vulnerabilität – Sachen offen zu legen, die im tiefsten Inneren entstehen“, erzählt die Gründerin reflektiert. Und da zeigt sie sich wieder, die große Stärke, die dann zum Vorschein kommt, wenn man über seine Ängste und Unsicherheiten spricht. Warum es aber dann trotzdem durchziehen, wenn Unsicherheiten ein steter Begleiter sind? „Weil ich jetzt weiß, dass es angenommen wird, aber mir auch aus meiner eigenen Erfahrung bewusst war, dass es an der Unterstützung fehlt. Und natürlich wegen all der Menschen, die darin involviert sind und auch daran glauben. Auch das ist wichtig für mich um an der Sache dranzubleiben.“ 

Damit all die Menschen, die motiviert bei dem Projekt mitarbeiten, auch bald offiziell zu ihren Einsätzen kommen, wird die Website bald online gehen. Ab dann geht es los mit dem großen Matching der sozialen Initiativen und der Kreativen. Anna ist überzeugt Good is the new cool – dem können wir nichts mehr hinzufügen.

 Mehr Infos auf der Website der THUS AGENCY.

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